Reportage in Duitsland

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André Petan berichtet aus den Niederlanden

Paulssen und Sohn: Matadoren der Weitstrecke

Heute möchte ich Ihnen Pierre und seinen Sohn André Paulssen vorstellen, die den Brieftaubensport unter der Schlagbezeichnung Paulssen und Sohn ausüben. Sie wohnen in dem limburgischen Dörfchen Roosteren, das ungefähr 1.500 Einwohner hat. Roosteren liegt direkt an der Maas und über eine Brücke ist sehr bequem die Gemeinde Maaseik zu errreichen, die zu Belgien gehört. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die beiden schon seit langer Zeit zu den tonangebenden Züchtern im niederländischen Brieftaubensport gehören.

 

Alle Erfolge aufzuführen, die die beiden im Laufe der vielen Jahre errungen haben hieße sicherlich Eulen nach Athen zu tragen. Immer wieder gelingt es ihnen absolute Toperfolge zu erzielen. Pierre wurde bereits als 6-jähriger mit dem Taubenvirus infiziert und beschäftigt sich schon sein ganzes Leben lang sehr erfolgreich mit Brieftauben. Ursprünglich kommt er aus Limbricht, das einige Kilometer südlich von Roosteren entfernt liegt und zur Gemeinde Sittard-Geleen gehört. Seine Eltern waren begeisterte Brieftaubenzüchter und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Pierre in Sachen „Brieftauben“ in die Fußstapfen seiner Eltern getreten ist. Viele Jahre brachte Pierre seine Tauben auf der Kurz- und Mittelstrecke zum Einsatz. Es war Anfang der 80er Jahre als sein Sohn André immer mehr Interesse an den Brieftauben zeigte. Von diesem Moment an wurde auch allmählich der Fokus auf die weiteren Flüge gerichtet und die kürzeren Distanzen traten immer mehr in den Hintergrund. Das Feuer der Leidenschaft für die Weitstrecke entfachte endgültig ihr nationaler Dax-Sieg im Jahre 1986. Bis zum heutigen Tag erzielen ihre Tauben mit der Regelmäßigkeit einer schweizer Präzisionsuhr herausragende Erfolge auf der Weitstrecke. Höhepunkte in der Reisesaison 2014 waren sicherlich der 3. Preis nat. Marseille (887,780 km) gegen 4.899 Tauben aus 866 Schlägen (4. Preis internat. gegen 12.158 Tauben) und der 8. Preis nat. Perpignan (967,377 km) gegen 6.414 Tauben aus 896 Schlägen. Von Marseille war es er fahle Vogel NL-12-1841690 „De Dean“ und von Perpignan der dunkelgehämmerte Vogel NL-10-5016612, die Vater und Sohn Paulssen bei ihren Landeanflügen von diesen beiden prestigeträchtigen internationalen Flügen einen erhöhten Adrenalinspiegel bescherten. Und das zurecht, denn beide kehrten am Auflasstag zurück, was sicherlich keine Selbstverständlichkeit ist. Von Marseille waren es nämlich gerade mal 29 von 4.899 Tauben und von Perpignan 25 von 6.414 Tauben, die am Auflasstag ihren Heimatschlag in den Niederlanden erreichten. Interessant scheint in diesem Zusammenhang die Tatsache zu sein, dass bereits der Vater von NL-12-1841690 „De Dean“, nämlich der Vogel NL-05-1667876 „De Tarbes“ den 8. Preis nat. Tarbes gegen 10.606 Tauben 2008 fliegt. Einmal mehr bewahrheitet sich hier das Sprichwort, dass „der Apfel nicht weit vom Stamm fliegt“. Nicht unerwähnt möchte ich sicherlich das Ergebnis 2014 vom „Königsflug der Weitstrecke“ Barcelona (1.111,633 km) lassen. Der Auflass der 21.169 Tauben aus verschiedenen europäischen Ländern erfolgte am 5. Juli 2014 um 9.00 Uhr in Barcelona. Mit dem ersten Hahnenschrei lief am nächsten morgen um 05.52.48 Uhr der Vogel NL-10-5016637 über die Antenne der elektronischen Konstatieranlage in Roosteren und bringt den 55. Preis nat. Barcelona gegen 5.423 Tauben aus 1.057 Schlägen mit nach Hause. In der internationalen Konkurrenz erringt er den 121. Preis gegen 21.169 Tauben. Von den insgesamt 4 eingesetzten Tauben platzieren sich 3 in der nationalen und internationalen Preisliste. Mit Blick in die jüngere Vergangenheit kann berichtet werden, dass der Vogel NL-05-1667908 „Kuifje“ im Jahr 2012 den Titel „Primus Inter Pares“ gewann. Dieser wird jährlich an die 1. beste europäische Barcelona-Taube der letzten 5 Jahre verliehen. Es gibt so viele Toptauben bei Paulssen und Sohn, aber einen möchte ich nicht vergessen zu erwähnen. Er trägt die Ringnummer NL-10-1926174 und hört auf den Namen „Quinn“. Im Reisejahr 2012 fliegt er den 72. Preis internat. St. Vincent gegen 13.011 Tauben, den 222. Preis internat. Pau gegen 8.382 Tauben und den 407. Preis internat. Perpignan gegen 16.893 Tauben. Auf nationaler Ebene ist es der 33. Preis nat. St. Vincent gegen 3.163 Tauben, der 102. Preis nat. Pau gegen 2.651 Tauben und der 209. Preis nat. Perpignan gegen 5.616 Tauben. Mit dieser Leistung wird er 1. AS-Taube von Europa auf den internationalen Flügen 2012! Ein Jahr zuvor (2011) flog der „Quinn“ bereits den 931. Preis nat. Bordeaux gegen 4.084 Tauben. Der Vater von „Quinn“, der Vogel NL-04-1111729, war schon ein überragender Reisevogel. Auf seiner Ehrenliste findet man unter anderm den 104. Preis nat. Perpgignan gegen 5.622 Tauben 2008, den 209. Preis nat. Bordeaux gegen 4.000 Tauben 2007, den 378. Preis nat. Narbonne gegen 3.843 Tauben 2007 und viele weitere Spitzenpreise! Mit Blick auf die Abstammung des „Quinn“ kann gesagt werden, dass er seinen Ursprung vor allen Dingen bei den Tauben des verstorbenen Großmeisters Albert Simons und seinem Sohn (ebenfalls damals Roosteren, Niedelande) und Harry und Roger Wijnands aus Maastricht (Niederlande) findet. André ist ein sehr guter Freund von Roger Wijnands und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sie die alte bewährte „Paulssen-Basis“ nach und nach mit dem Besten aus dem Hause „Wijnands“ ergänzt haben. Die alte „Paulsen-Basis“ geht in erster Linie auf die Tauben von Albert Simons und Sohn zurück, die ebenfalls in Roosteren wohnten und früher mit die besten Weitstreckentauben von den ganzen Niederlanden hatten. Albert Simons war ein großer Bauunternehmer und griff immer wieder tief in die Tasche, um das Beste vom Besten auf seine Schlaganlagen zu holen. Besonders viel Glück hatte er mit den Tauben von Adriaan van der Wegen. Mehrere Kinder des Vogels NL-58-314753 „Oud Doffertje“ sorgten bei Albert Simons und seinem Sohn Willi für einen gewaltigen Schritt nach vorne. Zur alten „Paulssen-Basis“ gehören aber auch Tauben von Gijs Dolleweerd (Oss, Niederlande) und Tuurke Lambrechts (Assenede, Belgien). Der Vogel NL-14-12-1265543 „Kuifje“ findet seinen Ursprung bei den Tauben von Harry und Roger Wijnands und der belgischen Schlaggemeinschaft Nouwen-Paesen (Peer, Belgien). Sein Vater ist der Vogel NL-03-1550253 „Sohn Tafi“ (Orig. Harry und Roger Wijnands, Maastricht). Die Mutter von „Kuifje“ ist die Täubin NL-04-1218768, die aus einer Kombination Orig. Nouwen-Paesen x Orig. Harry und Roger Wijnands hervorgeht. Neben der alten „Paulssen-Basis“ und den genannten Tauben von Wijnands und Nouwen-Pasesen haben sich im Laufe der vielen Jahre auch Tauben von Wiel Cramers (Grevenbicht, Niederlande), Jac und Wil Brouwers (Grevenbicht, Niederlande) und Luc van Coppenolle (Ouwegem, Belgien) sehr gut bewährt. Die Mutter des fahlen Vogels NL-12-1841690 „De Dean“ (4. Preis internat. Marseille 2014 gegen 12.158 Tauben) ist die Täubin Belg-09-4333902 (Orig. Luc van Coppenolle). Hierbei handelt es sich um eine fahlscheck-Täubin, die im Herbst 2011 bei Luc van Coppenolle geholt wurde. Mit Blick auf die Versorgung der Tauben ist interessant zu wissen, dass Pierre und André Paulssen in erster Linie den Produkten des Tierarztes Dr. Peter Boskamp vertrauen, der ganz in der Nähe in Beek (Niederlande) seinen Sitz hat. Die von ihm angebotenen „Bony Farma pigeon products“ (zu deutsch: „Bony Farma Taubenprodukte) sind das Ergebnis seiner propagierten „natürlichen Methode“. Im Mittelpunkt steht dabei die Stärkung der Abwehrkräfte und der verantwortungsbewusste Einsatz von Medikamenten. Bei den Alttauben kommen nur die Vögel zum Einsatz. Die Weibchen sehen nur als Jungtauben den Reisekorb und üben danach die Funktion von Witwertäubinnen aus. Während der Reisesaison steht ihnen ein geräumiger Schlag mit einer großen Außenvoliere zur Verfügung, die viel Bewegungsfreiheit und frische Luft bietet. Im Frühjahr werden die Tauben Mitte März angepaart und nach einem ca. 10-tägigen Bebrüten der Eier beginnt die Witwerschaft. Aufgrund der Tatsache, dass sich André mittlerweile auch für die kürzeren Distanzen interessiert hat er sich in den letzten Jahren entsprechende Tauben auf die Schläge geholt mit denen er auf diesem Terrain auch mitspielen möchte. Sie sind auf anderen Schlägen untergebracht und werden nicht mit den bewährten Weitstreckentauben vermischt. Die Jungtauben werden ganz natürlich gehalten. Sie werden weder belichtet noch verdunkelt und ganz normal vom Sitzbrettchen aus gespielt. Für die „Weitstreckensorte“ ist der Jungflug eine Vorbereitung für ihre späteren „Lebensaufgaben“. Sie sollen als Jungtauben frisch und zügig nach Hause kommen und gehen auf allen Flügen der „Nachtour“ bis ungefähr 300 km in den Reisekorb. Mit den meisten Jungtauben für die Kurz- und Mittelstrecke wird das ebenfalls so gehandhabt. Allerdings wird mit einigen wenigen Kurz- und Mittelstreckenjungtauben der Jungflug etwas forcierter betrieben. Mit ihnen wird an den Jungtaubenflügen der „Frühtour“ teilgenommen. Nach wie vor gilt der Hauptfokus aber den weiten Flügen mit alten Tauben, die Pierre und André Paulssen besonders viel Spass machen. Aufgrund der Tatsache, dass sie sehr schnelle Weitstreckentauben haben ist immer mit ihnen zu rechnen, wenn die „richtigen“ Flüge auf dem Reiseprogramm stehen. Trotz ihrer großartigen Erfolge sind sie aber immer auf dem Boden geblieben. Pierre ist mittlerweile im wohlverdienten Ruhestand und verdiente seine Brötchen früher als Maurer. André war lange Zeit Fernfahrer und hat durch die Ausübung dieser beruflichen Tätigkeit ganz Europa gesehen. Mittlerweile ist er bei einem anderen Unternehmen im Nahverkehr eingesetzt und hat deshalb wesentlich mehr Zeit für sein geliebtes „Taubenhobby“ und „Bogenschießen“, das seine zweite große Leidenschaft ist. Besonders gut hat mir gefallen, dass die beiden extrem umgänglich sind und sich auch sehr stark für mich und „meinen“ Taubensport interessierten. Dass die beiden sehr gut deutsch sprechen war natürlich besonders vorteilhaft für mich! Im Fazit kann man also festhalten, dass Pierre und André Paulssen nicht nur große Champions im Brieftaubensport sind, sondern bedingt durch ihre Bodenhaftung und Menschlichkeit sehr angenehme und unkomplizierte Gesprächspartner. Für die Zukunft wünsche ich dem Tandem Paulssen und Sohn weiterhin viel Erfolg, alles Gute und noch viel Freunde mit ihren Brieftauben.

Pierre und André Paulssen

Oevereind 96

6116 BB Roosteren

Niederlande

Telefon: 0031-(0)46-4494289 (Pierre)

Telefon: 0031-(0)6-34142152 (André)

Email: andreenkarina@gmail.com

Homepage: www.paulssenenzn.nl

 

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